Konzept der touristischen Nutzung des „Knorrschen Hauses“ in Uder

1. Der Ort Uder

Die Gemeinde Uder liegt im  Landkreis Eichsfeld.

Einer Region die sich in nördlicher Richtung bis zu den Ausläufern des Harzes und  im Süden bis an die Werra erstreckt, sowie in west-östlicher Richtung vom hohen Meißner und der Mühlhäuser Aue begrenzt wird. Der Ort wurde als „Udra“ 1089 erstmals urkundlich erwähnt. Später taucht der Ort unter dem Namen Othera (1137), Udera (1162), Odera (1205), Udera (1241) und Ohder (1588) wieder auf. Zur Gemeinde gehört der Ortsteil Schönau, der erstmalig 1318 als „Schönawe“ (schöne Aue) Erwähnung fand.

Uder gehört zu der am 01.02.1992 gegründeten Verwaltungsgemeinschaft (VG) Uder, die unsere Verwaltungsaufgaben in Zusammenarbeit mit unserem Bürgermeister und Gemeinderat wahrnimmt.

In der  der VG Uder leben 6719 Einwohner, davon 2559 in Uder und Schönau.

Bis zum Jahr 1989 wurde die Gemeinde Uder auf vielfältige Weise touristisch genutzt. Uder war in der ehem. DDR ein staatlich anerkannter Naherholungsort. Sehr viele Familien beherbergten Urlaubsgäste, welche in einem zentralen Objekt ( dem sogenannten FDGB-Heim)  versorgt wurden. Aus dieser Einrichtung ging 1992 die, auch heute, über die Grenzen der Region bekannte „Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld“ hervor.

Die Gemeinde Uder verfügt über eine hervorragende Infrastruktur mit Bahnhof, guten  Busverbindungen, einem ausgelasteten Gewerbegebiet, zwei Allgemeinmedizinern und zwei Zahnärzten, Geschäften, zwei Kindergärten, 2 Kirchen, einer Grund- und einer Regelschule, gastronomischen Einrichtungen und einem regen Vereinsleben.

Ein Juwel der Gemeinde ist das neue Gemeindehaus Riedelsburg und auch das Freibad, das in den Sommermonaten die Besucher unserer Gemeinde zum Verweilen einlädt.

2.Gemeinde am Jacobsweg

Im Mittelalter führte die „Strata Communis“, als Heerweg durch Uder. Auf diesem Weg pilgerten zahlreiche Menschen nicht nur nach Santiago de Compostela, sondern auch nach Köln und Aachen. In Uder versorgte ein vom Mainzer Bischof privilegiertes Tafelgut die Pilger. Die Uderaner wählten Jakobus d. Ä. zum Kirchenpatron. Heute ist der heilige Jakobus auch der Patron der Apotheke, des Kindergartens, des Pfadfinderstammes und des Pfarrzentrums.

Von der Ortsmitte Uder nach Santiago de Compostela sind es 2.407 km. Der Weg führt über Bornhagen, Witzenhausen und Kassel nach Winterberg. Dort ist die nächste Jakobuskirche. Am Kahlen Asten vorbei, über Schmallenberg und Attendorn führt dieser Jakobusweg nach Köln und Aachen. Überall findet man historische und auch neue Spuren der Jakobusfreunde und -pilger. In Uder wurde vor einem Jahr eine lebensgroße Pilgerfigur eingeweiht, die auf diesen Pilgerweg aufmerksam macht. Sie hat sich sehr schnell zu einem beliebten Fotoobjekt entwickelt.

3.Gemeinde am Leineradweg

Der Leineradweg beginnt im Eichsfeld (Leinefelde) und führt über Göttingen, Hannover bis nach Hodenhagen (Serengetipark). Er ist jetzt auch Bestandteil des „Leine-Heide-Radweges“ geworden und man kann somit von der Leinequelle bis an die Nordsee radeln.

Durch Uder radelt man entlang der Hauptstraße  auf begleitendem Radweg zum Bahnhof am Ende des Ortes. Ab dort führt der Radweg wieder fast steigungsfrei auf schönem, asphaltiertem Weg durchs Leinetal, abseits der Bundesstraße, vorbei an Schönau und Hessenau. Bevor der Radfahrer auf einem letzten  Abschnitt durch das hier fast urige enge Leinetal mit munter plätschernder Leine das Eichsfeld in Richtung Göttingen verlässt.

4. Das Naturparkzentrum Fürstenhagen

Im Umfeld der Gemeinde Uder befindet sich ein sehr gut ausgebautes Netz von Wanderwegen, die Naturparkstation des Nationalparks Eichsfeld-Hainich-Werratal befindet sich nur wenige Kilometer entfernt in Fürstenhagen.

Das Naturparkzentrum Fürstenhagen ist der ideale Startpunkt für Ausflüge in den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werrtatal. Hier erleben Sie die Natur mit allen Sinnen. Die Naturparkausstellung im alten Wasserturm und ein Erlebnispfad mit Baumhaus laden ein, die Natur neu zu erfahren. Hier ist  der Ausgangspunkt für ausgedehnte Wandertouren und ein Ort der Begegnung.

5. Derzeitige Situation

Trotz dieser hervorragenden Voraussetzungen, haben sich die Besucherzahlen in den letzten Jahren rückläufig entwickelt, da viele Privatvermieter den Wohnraum nun zum Eigenbedarf nutzen. Nur ein paar Pensionen und die „Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld“ bietet Übernachtungsmöglichkeiten an.

Diese sind jedoch meist für Gruppen gedacht und in ein thematisch besetztes Programm eingebettet, welches nur sehr begrenzt Freiräume gestattet.

Gerade der Ortskern der Gemeinde, ein architektonisches und kulturelles Kleinod, muss wiederbelebt werden, um Touristen zu einem längeren Aufenthalt in unserer Gemeinde einzuladen.

Deshalb ist es unser Ziel, das Dorfzentrum touristisch weiter auszubauen.

Fester Bestandteil dieses Planes ist die Nutzung vom Knorrschen Haus als Übernachtungsmöglichkeit, aber auch als Ort in dem die Geschichte und Kultur unserer Region in Vergangenheit und Gegenwart gelebt wird.

6. Das Knorrsche Haus

Das Haus derer von Knorr wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf den Überresten der Uderschen Ursiedlung erbaut und befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Katholischen Kirche. Ersterwähnungen dieser Siedlung und der Familie von Knorr gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. 

Die Familie von Knorr (auch genannt „de Othera“) war ein Rittergeschlecht, welches vielfältige Aufgaben im mittelalterlichen  Eichsfeld hatte. Enge Beziehungen wurden zur Burg Scharfenstein, zum Amt Rusteberg, aber auch zu den Hansteinern und Winzingeröder Adelsfamilien nachgewiesen.

Das Wappen der Familie ist der Becher, welcher auf ein Mundschenkamt deuten lässt.

Im 16. Jahrhundert wurden Teile der Familie mit denen von Hanstein und Winzingerode vermählt und führten fortan den Namen von Hanstein-Knorr und von Winzingerode-Knorr.
Teile der Familie wanderten im 17. Jahrhundert ins Baltikum aus und nannten sich fortan von Knorring.

Diese Familie existiert noch heute und führt ebenfalls im Familienwappen den Becher.
Peter von Knorring (Professor für Sanierung und Denkmalkunde) beschreibt auf seiner Homepage das Knorrsche Haus in Uder als Ursprung seiner Familie.

7. Derzeitiger Zustand

Das Knorrsche Haus befindet sich in einem stark baufälligen Zustand.
Obwohl es seit 1981 unter Denkmalschutz steht, haben viele nichtfachgemäße Restaurierungsversuche die Substanz dieses Hauses weiter verschlechtert.
Das Haus wechselte mehrmals den Besitzer und ist im jetzigen Zustand nicht bewohnbar.

Im Januar 2011 wurde das Haus aus einer Insolvenzmasse durch die Gemeinde Uder gekauft und  dem Verein Freundeskreis „Knorrsches Haus“ übergeben.
Dieser Verein hat sich im August 2011 gegründet und hat zurzeit 35 Mitglieder.
Der Verein hat bisher durch umfangreiche Maßnahmen (Beräumung  von ca. 90 Tonnen Bauschutt in über 700 Stunden gemeinnütziger Arbeit) das Gebäude in einen begehbaren Zustand versetzt.

8 .Nutzungskonzept

Das „Knorrsche Haus“ besteht aus einem Hauptgebäude und einem Nebengelass, dem sogenannten Altenteil.

Das Hauptgebäude soll überwiegend als Historisches Standesamt sowie für Konzerte, Buchlesungen, Ausstellungen und Workshops genutzt werden. Einen Raum würden wir gern als Bürgermeisteramt einrichten, indem der Bürgermeister auch als Anlaufpunkt für die Touristen und Gäste unserer Gemeinde zur Verfügung steht.

Im Nebengelass sollen die Fremdenzimmer und die sanitären Einrichtungen untergebracht werden.

Ziel des  Vereins ist es, das älteste Haus von Uder zu sanieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dieses Haus soll einmal den Ortskern von Uder weiter beleben und für kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Lesungen, standesamtliche Hochzeiten, Weihnachtsmärkte etc.) genutzt werden.

Durch die Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten soll den Besuchern unserer Gemeinde die Möglichkeit geben, unseren Ort, die nähere Umgebung aber auch die Kunst, Kultur und Geschichte unserer Region näher zu bringen.

Trotz des baulichen Zustands haben wir schon eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen in den letzten Jahren angeboten.

Hervorzuheben sind hier die Konzerte, welche auch überregional große Beachtung gefunden haben. Wir haben hier eine große Bandbreite erreicht. Vom klassischen Konzert bis zum Rockkonzert, von der Buchlesung bis zum Kreativworkshop ist alles im Programm enthalten.

Ebenso ist es uns gelungen, viele junge Künstler anzusprechen, um im historischen Ensemble ihr Können zu präsentieren.

Sehr häufig haben unsere Gäste in diesem Zusammenhang den Wunsch geäußert, in diesem historischen Ensemble übernachten zu können.

Gleiche Anfragen gab es auch von Pilgern und Radfahrern, welche sehr gern das Flair des historischen Ortskerns als Ausgangspunkt für weitere Exkursionen nutzen würden.

Ebenso hat es bereits Anfragen gegeben, ob die standesamtliche Trauung nicht im Knorrschen Haus erfolgen könnte und im Anschluss in der in direkter Nachbarschaft liegenden Kirche auch der geistliche Segen eingeholt werden könne.

Sehr gern würden wir diesen Wünschen entsprechen, wenn die  Voraussetzungen gegeben wären.

Dass dieses Konzept nicht nur vom Landkreis getragen wird sondern auch im Landesinteresse des Freistaats Thüringen liegt, zeigt sich daran, dass unser Minister Reinholz persönlich  einen Fördermittelbescheid zur Sanierung unseres Hoftores überbracht hat und uns bestärkt hat, unser Konzept weiter zu verfolgen.

Da das Gebäude unserem Verein zur Nutzung übergeben wurde, liegt hier kein gewinnorientiertes Konzept zu Grunde.

Es handelt sich vielmehr um das Engagement einer Gemeinde und eines Vereins, welcher es sich zum Ziel gemacht hat, die Attraktivität der ländlichen Region zu steigern sowie regionale und kulturgeschichtliche Identität überregional ins Bewusstsein zu rücken.

 

Gerhard Martin                                                     Andreas Uhlich

Bürgermeister                                                         1. Vorsitzender







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