Im großen Festumzug zum Uderschen Ortsjubiläum im Juli fuhr der Freundeskreis “Knorrsches Haus” mit einem eigenen Wagen mit. Der Hänger war mit einem riesigen Bild geschmückt. Das zeigte, wie das Knorrsche Haus nach seiner Sanierung einmal aussehen soll.
Das Bild, das die Förderkreismitglieder gemeinsam angefertigt haben, hängt jetzt im Hof des Fachwerk-Ensembles. Und jeder kann verfolgen, wie das reale Gebäude dem Ziel immer näherkommt. Das Altenteil ist zwar noch eingerüstet, aber Andreas Uhlig, der Vorsitzende des Förderkreises, ist dennoch sehr zufrieden mit dem Baufortschritt. Man sieht, dass es vorangeht. Das Torhaus hat seine alte Pracht zurück. Und die Fachwerkfassade zur Straße ist mit ihrem historischen Barockputz aus dem 17. Jahrhundert jetzt auch wieder richtig schön. Der Eisenacher Restaurator Wolfgang Pätzold, der sich schon um die Wartburg und das Bachhaus in Eisenach verdient gemacht hat, habe zum Glück die Zeit gefunden, sich auch dem ältesten Fachwerkhaus in Uder zu widmen, berichtet Uhlig. Pätzold hat an der Fassade die alten Farbschichten aufgespürt. Nach seiner Empfehlung sind die Balken jetzt wieder in einem sanften Graublau, das leicht ins Türkis geht, gestrichen. Der Putz ist in Altweiß gehalten, die Fenster in einem dunkleren Grauton. Die Balkenköpfe wurden nach historischem Vorbild ochsenblutrot gestrichen – “als Symbol der Stärke”, wie Uhlig erklärt. Die Firma Sonntag aus Ershausen habe die anspruchsvollen Arbeiten ausgeführt, sie sei auf Lehmputz und Fachwerkfassadensanierung spezialisiert, so der Förderkreis-Chef. Ziel sei es, das Altenteil bis zum kommenden Frühjahr innen und außen komplett fertigzubekommen.
Aber es wurde nicht nur handwerklich am Knorrschen Haus gearbeitet. Mindestens genauso umfangreich waren die Planungen. “Wir haben ein Jahr lang und gefühlte 100 Stunden über das Konzept für das Knorrsche Haus beraten”, blickt Andreas Uhlig zurück. Zur Planungsgruppe gehören drei Architekten und zwei Bauingenieure. Alles wurde mit der Unteren Denkmalschutzbehörde verhandelt. Es ging nicht nur darum, in welchen Farben die Fassade gestrichen werden soll, sondern zum Beispiel auch um Raumaufteilung und Nutzung, um Art der Sanierung und Restaurierung, darum, welches Material zum Einsatz kommen kann. Mit dem Ergebnis seien alle sehr zufrieden, betont Andreas Uhlig. Während man sich für das Altenteil schon darauf geeinigt hatte, dass hier sanitäre Anlagen, eine Pilgerwohnung im ersten Geschoss und ein Schlafboden im Dachgeschoss eingerichtet werden sollen, gibt es jetzt auch Vorstellungen für das Haupthaus, das auf seine Sanierung noch wartet. Die Pläne hierfür erstellt der Erfurter Architekt Frank Horny. “Die Zeichnung ist schon fertig. Sie liegt beim Landkreis und beim Landesamt für Denkmalpflege zur Genehmigung”, so Uhlig. Die größeren Räume im Haupthaus sollen für Kulturveranstaltungen, aber nicht für Familienfeiern genutzt werden, dafür sei im Dorfgemeinschaftshaus Platz. Außerdem soll der Bürgermeister hier ein Büro bekommen, und Trauungen will man möglich machen. Es gebe auch schon Anfragen, ob die Räume stundenweise für soziale Beratungstätigkeit genutzt werden könnten, berichtet Uhlig. Der Innenhof des Anwesens werde komplett überdacht und die Seite, wo einst die Scheune stand, mit einem Laubengang, der Haupthaus und Altenteil verbindet, wieder geschlossen. Der Hof, mit entsprechender Beleuchtung ausgestattet, bietet dann ebenfalls Platz für Veranstaltungen und Konzerte. Besonders freuen sich die 50 Mitglieder des Förderkreises, dass die Gemeinde das Nachbargrundstück, den “Kessenborn”, erworben hat, der das Knorrsche Haus als Quellgebiet einst mit Wasser versorgt hat. “Der Kessenborn war früher ein beliebter Rückzugsort für die Uderaner”, sagt Uhlig. Hier könne vielleicht wieder ein kleiner Bachlauf angelegt werden, blickt er in die Zukunft. Auf jeden Fall sei der Grünstreifen für das Anwesen eine große Bereicherung, denn auch dieser Garten könne künftig zum Veranstaltungsort im “Ossenritterdorf” werden.
Andreas Uhlig freut sich, dass die Gemeinde den “Kessenborn” neben dem Knorrschen Haus dazugekauft hat. Von hier aus blickt man auf die Rückfront des Haupthauses. Fotos: Natalie Hünger