Liebe Ossenritterinnen und Ossenritter,
liebe Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft Uder,
Auf Anregung der ältesten Bewohnerin unseres Ortes Frau Anna Preiss und auf Initiative unseres Bürgermeisters Gerhard Martin begann im Jahr 2011 ein spannendes Kapitel in unserer Gemeinde.
Nach einer überwältigenden positiven Rückmeldung auf eine entsprechende Anfrage im Gemeindeboten, sollte sich die Gemeinde um das älteste Haus, das Knorrsche Haus, bemühen und es der nachfolgenden Generation erhalten. Und so wurde die Immobilie nach einem Beschluss des Gemeinderats der Gemeinde Uder aus einer Insolvenzmasse gekauft.
Seit vielen Jahren stand das über 500 Jahre alte Ensemble leer und war dem völligen Verfall preisgegeben.
Das Knorrsche Haus gehörte ursprünglich einem Adelsgeschlecht, welches vielfältige Aufgaben im mittelalterlichen Eichsfeld und in unserer Gemeinde hatte.
Die Familie von Knorr( auch de Otera genannt) besaß einen Großteil unseres Orstkerns. Von der Eulenburg bis zum Eichenweg und auch Richtung Lenteröder Straße erstreckte sich das Gut im mittelalterlichen Uder.
Die Familie von Knorr war eng mit dem Amt auf dem Rusteberg verbunden und besaß sogar Zeitweise die Burg Scharfenstein.
Im 16. Jahrhundert verarmte diese Familie und hatte keine männlichen Nachkommen, die in der Lage waren, die Besitzungen weiterzuführen.
Deshalb wurden die Frauen mit den Adelsgeschlechtern der Umgebung verheiratet ( von Hanstein - Knorr, von Wintzingerode -Knorr). Teile der Familie wanderten ins Baltikum aus oder wurden in in anderen Gegenden des Deutschen Reichs sesshaft.
Die Güter der Familie von Knorr in Uder wechselten die Besitzer und wurden mehrfach geteilt.
Übrig blieb die kleine Resthofanlage in der Kirchgasse 4.
Diese wurde Anfang der 80er Jahre unter Denkmalschutz gestellt.
Da die DDR mit dem Begriff „Denkmalschutz“ nicht viel anfangen konnte, wurde den Familien Anhalt und Preiss nicht die nötigen Mittel bereitgestellt und sie bauten sich im angrenzenden Garten ein neues Haus.
Von nun an wechselte die Hofanlage häufig den Besitzer und mehrere nicht fachgerechte Restaurierungsversuche schadeten dem Anwesen und der Gebäudesubstanz sehr.
Das Haus hatte zuletzt keinen Stromanschluss, keine Wasser – und Abwasserversorgung und auch keine Heizung.
Das Fachwerk befand sich in einem sehr schlechten Zustand und man konnte vom Erdgeschoss im Altenteil den Mond und die Sterne beobachten.
Der Gewölbekeller war bis unter den Rand mit Asbestplatten gefüllt, die ehemaligen Wohnräume waren voller Alltagsmüll, Resten von Baumaterialien und einer provisorischen Wohneinrichtung (Bett, Campingklo, Küchenmöbel, Autobatterien) aber auch Utensilien wie Motorhauben, Autoreifen, ausgestopfte Vögel, angebrochene Säcke von Baumaterialien, Fliesen und Dämmmaterialien grüßten aus dem Haupthaus.
Am 11. August 2011 der Verein Freundeskreis „ Knorrsches Haus“ e.V. im Pfarrgarten unserer Gemeinde mit 13 Mitgliedern gegründet.
Die ersten Monate standen ganz im Zeichen der Entrümpelung und der baulichen Sicherung, denn unser Ziel war es am 11. September 2011 unseren Knorri für die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Gemeinde zu öffnen.
Über 200 Besucher waren bereits in den ersten Stunden unsere Gäste, bis ein extremer Hagelschauer unserer Veranstaltung ein schnelles Ende bereitete.
In den kommenden Monaten stellten wir eine Planungsgruppe auf, die sich aus 5 Architekten, der Denkmalschutzbehörde und einem Vertreter der Gemeinde zusammensetzte.
Während intensiver Beratungen wurde ein Nutzungskonzept für das Knorrsche Haus sowie erste Sanierungsschritte erarbeitet.
In den folgenden Monaten konnte die Denkmalforschung, die baulichen Untersuchungen und die statische Sicherung der Gebäudebestandteile durchgeführt werden.
Nach baulicher Genehmigung, konnte der Verein „ Freundeskreis Knorrsches Haus“ e.V. gemeinsam mit regionalen Firmen Abrissarbeiten und Sicherungsmaßnahmen durchführen sowie erste Veranstaltungen planen.
Ein erster Höhepunkt war sicher der Adventszauber im Jahr 2011.
Die folgenden Jahre waren begleitet von sehr vielen baulichen Maßnahmen, tausenden Stunden an Arbeitseinsätzen und vielen kulturellen Höhepunkten. Hier seien die Knorrschen Mucken, die Nachwuchskonzerte, die Grand Prix „ Rudolf Carracciola“, die Adventsmärkte, die Tage des Offenen Denkmals, nicht zuletzt unsere 925-Jahrfeier und viele andere Veranstaltungen in und um die Kirchgasse genannt.
Die ersten Jahre fanden diese Veranstaltungen ohne eigene Strom- und Wasserversorgung und ohne sanitäre Anlagen statt und waren somit eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten.
Trotzdem konnten wir in den vergangenen Jahren viele 1000 Gäste in der Kirchgasse begrüßen und haben uns immer über den riesigen Zuspruch erfreut.
Wir freuten uns immer, wenn wir selbst mit Hand anlegen konnten. Ob es das Dachdecken des Altenteils, das Tieferschachten im Haupthaus, das Streichen des Dachstuhls vom Laubengang war - wo es ging, legen wir mit Hand an. Auch wenn die Aufgaben uns häufig vor große Herausforderungen stellten und es nicht immer einfach ist, genug helfende Hände zu finden, konnten wir alle unsere Projekte zu Ende führen. Manchmal waren es einzelne Mitglieder des Vereins oder auch der Bauhof, die mit viel Eigeninitiative unser Projekt und damit auch des Projekt unserer Gemeinde unterstützten.
Jetzt sind wir auf der Zielgeraden, stehen eigentlich aber erst am Anfang.
Denn nun muss es das Haus werden, in dem sich möglichst alle Bewohnerinnen und Bewohner unserer schönen Gemeinde wiederfinden. Ob Schulen, Kindergärten, Vereine, Selbsthilfegruppen oder kreative Workshops – alle sollten die Möglichkeit nutzen, das Knorrsche Haus mit Leben zu erfüllen.
Das Ensemble besteht aus Haupthaus und Nebengelass.
Im Nebengelass befindet sich eine Pilgerwohnung für max. 4 Personen sowie die Toilettenanlage.
Das Haupthaus verfügt über einen Gewölbekeller, einen Mehrzweckraum im Erdgeschoss sowie im Obergeschoss über eine Küche.
Der Mehrzweckraum wird zukünftig als historisches Standesamt der VG Uder genutzt. Hier wird es mehrere Angebote für die Brautpaare geben. Von der einfachen Zeremonie bis hin zur Begleitung der standesamtlichen Hochzeit mit Übernachtung im Pilgerzimmer, Sektempfang in historischen Kostümen und Fotoshooting im historischen Ensemble.
Dieser Raum kann aber auch für Konzerte, Buchlesungen, Vorträge und andere Veranstaltungen genutzt werden.
Im Obergeschoss ist unser Bürgermeisteramt entstanden. Zukünftig kann der Bürgermeister hier nicht nur Ratsuchende, sondern auch Gäste unserer Gemeinde begrüßen.
Das bisherige Zimmer in der Feuerwehr, wird künftig unser Feuerwehrnachwuchs nutzen.
Unser Verein „ Freundeskreis Knorrsches Haus“ e.V. wurde 2011 gegründet.
Ziel war es, das historische Ensemble zu retten und zu sanieren. Mittlerweile sind wir 61 Mitglieder und haben eine Summe im 6 stelligen Bereich zur Rettung des Ensembles beisteuern können.
Durch viele Spendenaktionen, Einzelspenden, Veranstaltungen aller Art, durch Fördermittel des Landes Thüringen und des Landkreises ist es gelungen dieses Ensemble zu retten.
Der größte Dank gebührt jedoch den Einwohnern unsere Gemeinde, die sehr viel Geld investiert hat in die Tradition und Geschichte unseres schönen Ortes. Wir Eichsfelder sind stolz auf unsere Identität und froh, so tief in unserer Region verwurzelt zu sein.
Deshalb liegt es jetzt an uns, das Knorrsche Haus mit Leben zu erfüllen.
Wir würden uns freuen, wenn Einwohner unseres Ortes, die vielleicht noch nicht im Vereinsleben aktiv sind, dieses Gebäude nutzen. Hier kann unser Verein unterstützend und beratend zur Seite stehen.
Nur wenn wir unser Leben in Uder, unserem Heimatort selbst gestalten und uns einbringen in die große Gemeinschaft, werden wir Teil von ihr! Dann fühlen wir uns wohl und werden unseren Kindern und Enkeln das Gefühl vermitteln, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
Termine.
27.05.; 11.00 – 17.00 Uhr Tag der offenen Tür im Knorrschen Haus
30.06.; 08.00 - 17.00 Uhr Tagesfahrt „ Auf den Spuren unserer Ahnen“ mit Dr. Torsten Müller
18.08., 19.00 – 24.00 Uhr 6. Knorrsche Mucke mit den Thanas
09.09., 14.00 – 17.00 Uhr Tag des Offenen Denkmals
02.12.; 15.00 – 19.00 Uhr Adventszauber in der Kirchgasse
Viele Grüße
Jens Offenbecher und Andreas Uhlich
vom Freundeskreis „Knorrsches Haus“ e.V.